Sonnabend, 31. Mai 2003 • Nr. 125 • WUM
Grasberg
Friedhöfe mit mehr Freiraum?
Im Gemeindehaus ging es in einem Gesprächsabend um das Thema Bestattungen
vorher darum gekümmert.“ Ganz deutlich wurde aber auch der Wunsch nach anderen Bestattungsformen, war Ergebnis eines Gesprächskreises im Grasberger Gemeindehaus. Dass es andere Wege gibt, mit dem Thema Bestattungen umzugehen, habe dieses Treffen gezeigt, berichtete Karin Giesecke-Maehder. Zu diesem dritten Gesprächskreis in der Vortragsreihe „... dass mein Leben ein Ziel hat“ hatte sich die Kirchengemeinde einen kompetenten Gast eingeladen.
Ulf Franzke ist tagtäglich, und zwar aus beruflichem Grund mit dem Thema Tod und Bestattung konfrontiert. Und sicherlich auch deshalb nahm der Grasberger Geschäftsmann die 13-köpfige Runde erfolgreich an die Hand, rückte vieles zurecht, brachte vieles auf den Punkt und machte wiederholt deutlich: Man muss rechtzeitig und in Ruhe darüber reden.
Einerseits, damit Ängste, Mißverständnisse und Schuldgefühle der Angehörigen abgebaut werden, andererseits um Wünsche der Sterbenden zu berücksichtigen. Schließlich seien die Zeiten der Großfamilie, in denen das Sterben zum Alltag aller Generationen unter einem Dach gehörte, inzwischen vorbei.
Heute, so der Bestatter, wohnen die Familien häufig weit verstreut, und wenn ein Angehöriger stirbt, dann wird nicht viel darüber geredet. Betroffen seien damit auch Kinder, die ausgegrenzt werden, wenn es um Tod und Bestattung gehe. „Es gibt bessere Möglichkeiten mit dieser Situation umzugehen“, sagte Ulf Franzke, der gleichzeitig deutlich machte, das die gesamte Bestattung im Wandel begriffen ist.
Das Land Niedersachsen sei dabei, den Friedhofszwang bei Feuerbestattung aufzuheben, was offenbar auch mit einem veränderten Verhalten der Menschen zu tun hat. In Bremen beträgt die Quote der Erdbestattungen nur noch zwölf, in Worpswede dagegen sind es rund 50, während in Grasberg die noch traditionelle Erdbestattung mit 90 Prozent dominiert. Auf Dauer werde sich dies vermutlich auch in der Wörpegemeinde ändern, vermutete Karin Giesecke-Maehder.
Nicht nur deshalb, weil es andernorts inzwischen die Möglichkeit gibt, die Asche nach Feuerbestattungen auf Streuwiesen zu verteilen, die Urne unter einem Baum zu begraben, seine Asche in den Weltraum schießen zu lassen oder sich wie auf dem Bremer Riensberger Friedhof seine Urne in einer Regalwand, dem so genannten Columbarium, in eine Reihe neben andere stellen zu lassen.
Zur Sprache kam in der Runde auch, dass die Friedhöfe derzeit wenig Raum für individuelle Wünsche lassen. „Es ist alles festgeschrieben, was dazu führt, dass die Friedhöfe eintönig wirken“, so Karin Giesecke-Maehder weiter. Das Gespräch hätte gezeigt - viele Menschen wünschten sich gerade mehr Möglichkeiten zur Gestaltung, damit auch Räume zum Rückzug und zur Einkehr enstehen.
Geradezu ein Auftrag sei es nach dem Gesprächsabend, auch in Grasberg die Möglichkeit zur halbanonymen Bestattung zu ermöglichen. Bei dieser Form haben die Urnen einen festen Platz und ein flacher Stein im Rasen zeigt, dass der Verstorbene eine „richtige Adresse“ hat, ohne dass die Angehörigen die Grabstelle pflegen und unterhalten müssen.
Und wer noch freier mit seinem eigenen Tod umgehen kann, hat inzwischen weitere Möglichkeiten. Jeder kann sich zum Beispiel den eigenen Sarg nach seinen Vorstellungen und Wünschen selbst gestalten. Das sei heute kein Problem mehr und werde schon vergleichsweise häufig praktiziert, so Karin Giesecke-Maehder.
Die nächste Runde im Gemeindehaus zum Thema „... dass mein Leben ein Ziel hat“ ist für Dienstag, 17. Juni, vorgesehen. Dann ist um 20 Uhr eine Trauerbegleiterin in Grasberg zu Gast.
Von unserem Mitarbeiter
Klaus Göckeritz

Grasberg. Es ist wie immer - wer nicht rechtzeitig darüber spricht, hat irgendwann ein Problem. Ein ziemliches großes sogar, wenn es um die Bestattung geht. Denn die wenigsten Familien sind offenbar bereit, sich diesem Thema rechtzeitig zu stellen.
Und hinterher kommen häufig Schuldgefühle und die Einsicht: „Hätte ich mich nur


Wird es auf dem Grasberger Friedhof auch die Möglichkeit der halbanonymen Bestattung geben?
Dies hatten Teilnehmer des Gesprächskreises angeregt.                 
      klg/Foto: Klaus Göckeritz